Jeder hier hat einen Fernseher. Meistens ist er den ganzen Tag eingeschaltet, auch dann wenn keiner hinschaut. Unter den Menschen in den ärmeren Gebieten, lebt man oft in Häusern wie diesen. Wand an Wand zum Nachbarn.
Letztens wurde mir etwas sehr interessantes erzählt. Jemand war zu einem Gespräch bei einer dieser Familien eingeladen. Natürlich war der Fernseher eingeschaltet, auch während dem Gespräch. Auf voller Lautstärke. Dadurch war es etwas schwierig das Gesagte des Gegenübers zu verstehen. Der geladene Gast fühlte sich etwas unwohl dabei. Nach einiger Zeit traut sich der Gast zu fragen, ob man den Fernseher den etwas leiser schalten könnte. Voller Überraschung antwortet der Gastgeber: „Natürlich nicht! Wir wollen doch über private Dinge reden. Das dürfen die Nachbarn nicht hören.“
Diese Antwort macht sehr viel Sinn in den Augen des Hausbesitzers, auch wenn es für mich als Europäerin vollkommen überraschend ist und ich nie an diese „Vorsichtsmaßnahme“ gedacht hätte. Dieses Erlebnis hat mir wieder neu die Augen geöffnet, wie wichtig es doch ist die Kultur des Gastlandes verstehen zu lernen, auch in ihrem manchmal etwas ungewohntem Verhalten. Es gibt vielleicht einen erklärbaren und logischen Grund.